Als sie im Februar 2021 den Rucksack packte und in den Flieger sass, sollte es eigentlich „nur“ eine Weltreise werden. Doch Céline Roth bemerkte schnell: „Ich will gar nicht mehr nach Hause“. 2.5 Jahre später ist sie wieder in der Schweiz, doch sie ist nicht zurückgekommen, um zu bleiben. Und sie gibt ihre ultimativen Packtipps weiter!
Freitagabend an der Badenfahrt. Das grösste Volksfest im Kanton Aargau. 10 Tage Party, über eine Million Besucher und mittendrin Céline Roth. Eigentlich eine Seltenheit, dass man die 23-Jährige überhaupt in der Schweiz antrifft. Doch sie steht hinter der Bar und gibt Drinks heraus: „Normalerweise liege ich selbst an den schönsten Stränden der Welt und trinke einen Caipirinha, jetzt mixe ich sie selbst.“ Céline steht nicht auf das 0815-Leben, sie ist eine Geniesserin und will die Welt entdecken, ganz nach dem Motto:
„Nimm dir deine Zeit und verschwende sie mit grossartigen Momenten.“

Auf in die weite Welt
Doch bevor sich die 23-Jährige ins Abendteuer stürzte, führte sie ein ganz normales, „langweiliges“ wie sie sagt, Leben. Aufgewachsen ist sie im 2000 Seelendörfchen Waltenschwil im Kanton Aargau und absolvierte ihre KV-Lehre bei den SBB. 2018 schloss sie diese ab und ging für vier Monate nach Bolivien und Peru. Diese Reise hat es ihr angetan, sie kam zurück und klar war: „Ich will wieder weg“. Zuerst musste noch das nötige Kleingeld zusammengespart werden, deshalb arbeitet sie zwei Jahre als Sachbearbeiterin bei Aargau Verkehr. Dann kam der Tag, auf den sie lange gewartet hat. Sie kündete ihre Stelle, packte den Rucksack und stand plötzlich in Zürich am Flughafen.
Die Vorfreude war zwar riesig, trotzdem begleitete sie ein mulmiges Gefühl. Ein Plan für die Reise gab es nicht. Einfach mal drauf los, auf unbestimmte Zeit.

In Südamerika angekommen sind alle Zweifel schnell vergessen. Die 23-Jährige geniesst das Strandleben, entdeckt das Surfen für sich. Aber sie will sich auch engagieren. „Ich will die Länder nicht nur besuchen, sondern erleben. Die Menschen in den Ländern besser kennen lernen und ihnen etwas zurückgeben.“ Sie packt überall mit an, wo sie kann. Bei einem Kinderhilfswerk in Ecuador, bei einem Permakulturprojekt in Mexiko, bei diversen Hilfsprojekten oder auch einfach in einer Tauchschule als Instruktorin.






30‘000 Franken in 2.5 Jahren
Total ist sie 2.5 Jahre unterwegs und besucht 18 Länder. Doch wie kann sich eine solch junge Frau eine so grosse Reise leisten? „Ersparnisse“, lacht Céline, „Zudem war bei der Freiwilligenarbeit Kost und Logis inbegriffen, aber es braucht natürlich auch einen günstigen Reisestil.“ Durchschnittlich gab sie 33 Franken pro Tag aus. Das bedeutete für die 23-Jährige, Restaurant besuche standen nur selten auf dem Programm. Auch Ausflüge versuchte sie nicht über Touristenorganisationen zu machen, sondern sie schloss sich einer einheimischen Gruppe an. „Wenn man die Menschen dort kennen lernt, merkt man, wie nett und hilfsbereit sie sind. So kommt man günstig über die Runden“, schwelgt Céline in Erinnerungen. Und sie hat gelernt, nur mit dem nötigsten Material klarzukommen. Für Luxus hatte sie keinen Platz in ihrem Rucksack.
Aktuell ist Céline wieder zurück in der Schweiz. Obwohl sie 2.5 Jahre weg war, wurde sie von ihren Freunden und Familie herzlich empfangen. „Ich war aus den Augen meiner Liebsten, aber nie aus dem Sinn.“ Erst jetzt realisiert sie aber richtig, wie viel ihr das Reisen gegeben hat. All die Menschen, die Gespräche bei einem Lagerfeuer am Strand. Viele neue Eindrücke, auch wie gut es ihr in der Schweiz geht. „Es ist ein Privileg, in der Schweiz zu leben. Wir haben kaum Probleme, trotzdem nerven wir uns über Kleinigkeiten.“
Karrierefokussierte Schweiz
Kaum zurück kamen Fragen wie: „Wie geht es weiter, gehst du jetzt studieren? Du musst in deinem Leben erfolgreich werden.“ Doch Céline definiert Erfolg nicht mit Schulabschlüssen und Kontoständen. Sie will im Leben machen, was ihr spass macht: Reisen. „Hier in der Schweiz ist zwar alles vertraut, aber auch ein bisschen eintönig.“ Deshalb steht der Plan schon, wie es für sie weiter geht. Von Portugal, über Indonesien, geht es nach Australien.

Dort will sich die 23-Jährige niederlassen und eine Sport-Uni besuchen. Ob wir sie dann je einmal wieder in der Schweiz sehen werden: Céline lacht und zuckt nur mit den Schultern. „Als Besucherin sicher!“